Die Sanierung von Hochwasserschäden an Gebäuden ist sehr aufwendig. Diese Schadensform ist nur bedingt mit den herkömmlichen Feuchtigkeitsschäden durch undichte Dächer, Wasserleitungsschäden oder die kleine Überschwemmung im Keller vergleichbar. Hier wirken große Kräfte, es kommt zur Unter- und Ausspülung und es liegt ein Verschmutzungsgrad unbekannter Zusammensetzung vor.
Gründungsbereiche, also auch Kellerwände, sind in der Regel bereits durch die entsprechende Materialauswahl so aufgebaut, dass geringe Wasserbelastungen ohne Probleme zu überstehen sind. Hier werden zum Beispiel Natursteine, Klinker, härter gebrannte Vollziegel oder Betonteile verwendet. Die verwendeten Mörtel gehören der Mörtelgruppe III oder (II) an und können einer kürzeren Feuchtebelastung ohne Probleme standhalten. Zum Abtrocknen sind diffusionsoffen Putze besonders gut. (Hier zum Wirkungsprinzip der einzelnen Putze). Anders sieht es mit den Gebäudeteilen oberhalb der Erdoberfläche aus. Einige Wandaufbauten können einer Feuchtebelastung gar nicht ausgesetzt werden. Den normalen Witterungsschutz übernehmen die Putze oder spezielle Wandverkleidungen.
Hier können nur auszugsweise Problembereiche hervorgehoben werden.
Hier wird vorwiegend der Baustoff Beton verwendet. Beton ist gegenüber Wasser beständig. Ohne technische Trocknung kann mit einer Trocknung bis 2 Jahre gerechnet werden. Das Material für die Ausfachung kann zum Beispiel Hochlochziegel, Kalksandsteine, Porenbeton oder Gipskartonbauplatten sein. Diese sind allerdings stark mit Wasser getränkt. Die Leichtbauwände können abgebaut werden. Eine technische Trocknung ist sinnvoll. Die Kerndämmung bei den Plattenbauten besteht aus Schaumkunststoff. Dieses Dämmmaterial nimmt kein Wasser auf. Allerdings werden alle Hohlräume mit Wasser gefüllt. Es dauert eine Weile, bis dieses Wasser wieder entweicht. Das gleiche Material kann auch im Fußbodenaufbau verwendet worden sein. Mineralische Dämmung aus Glaswolle verklumpt bereits bei geringer Nässe. Ein vollständiger Austausch ist erforderlich. Das Verhalten von Steinwolle ich mir nicht bekannt. Es könnten ähnliche Probleme auftreten. Ein Ausbau ist generell erforderlich. Nach einer vollständigen Abtrocknung kann über eine Wiederverwendung entschieden werden.
Die Eigenschaften sind etwas ungünstiger als bei den Plattenbauten. Allerdings sind hier für den Wandaufbau verschiedene Baustoffe verwendet worden, zum Beispiel Beton, Ziegelstein, Kalksandsteine, Porenbeton und andere. Abgeplatzte oder sehr nasse Putzoberflächen sollten abgeschlagen werden. Damit kann das Mauerwerk schnell abtrocknen. Gipsbaustoffe, wie Gipskalkputz oder Gipskartonbauplatten, die nass sind, sollten entfernt werden. Diese Baustoffe sind für Nässe nicht geeignet. (Grüne Gipsplatten beziehungsweise GKI sind für Bäder oder Küchen geeignet. Diese Räume sind keine Feuchträume. Dies wird oft verwechselt.) Bei mehrschaligen Wandaufbauten ist die Dämmung ebenfalls nass. Eine Trocknung könnte nur über die Luftschlitze erfolgen.
Fertigteilhäuser sind Holztafel- oder Holzrahmenbauten. Die Statik wird durch die Holzkonstruktion und durch die angebrachten Holzwerkstoffplatten, zum Beispiel Flachpressplatten (FP), Bau-Funiersperrholzplatten (BFU), Holzfaserplatten oder OSB-Platten, ausgesteift. Die Dämmung wird durch Mineraldämmung oder durch biologische Dämmstoffe, wie Holzfasern, Wolle, Flachs. Papier und anderes, erzielt. Diese Dämmstoffe halten sehr lange die Holzfeuchtigkeit und werden sehr schnell durch Schimmelpilze oder Holz zerstörende Pilze befallen. Ein vollständiger Ausbau ist erforderlich. Hier beginnt das Problem, da auch aussteifende Platten entfernt werden müssen. Das A und O diese Häuser ist die Winddichtheit. Diese wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Durch das Quellen treten geometrische Veränderungen auf, Verbindungen der Holzkonstruktion werden geschädigt oder lösen sich. Der Außenputz ist an vielen Stellen gerissen. Es kann hier keine allgemeine Sanierungslösung angeboten werden. Sinnvoll ist hier eine Unterstützung durch die Hausbaufirma. Die kennen sich mit Ihrem Projekt am besten aus. Es wird sicherlich der Austausch einiger Bauteile oder Baugruppen sinnvoller sein als ein jahrelanges Basteln an den vielen Mängeln.
In diesen Gebäuden wurden viele Holzkonstruktionen für den Deckenaufbau und Bundwände verwendet. Alle diese Bauteile sind schnell und zügig zu trocknen. Holzteile, wie Spanverlegeplatten, sind aufzunehmen. Die Ausgleichsschüttung ist zu entfernen. Die Zimmerdecken sind ausreichend technisch zu trocknen. Bei Erdgeschosswohnungen, wo noch ein Dielenbelag über eine Kappe verlegt ist, sollte gleich der komplette Fußbodenaufbau entfernt werden. Nach der Abtrocknung kann dann hier ein mineralischer Fußboden aufgebaut werden. (Der Grund für diese Überlegung ist die Tatsache, dass viele der Lagerhölzer, Stielfüße und die Dielung an den Randbereichen erfahrungsgemäß bereits durch holzzerstörende Insekten oder Pilze geschädigt sind. Durch diese Feuchtigkeit werden optimale Lebensbedingungen geschaffen und es kann zu einem massiven Befall kommen.)
Bei diesen Gebäuden wurde überwiegend mit Kalkmörtel oder Kalk mit einem geringen Anteil an Zement gemauert (Mörtelgruppen Ia, Ib auch II). Für die Innenputze wird eine mittlere Nutzungsdauer von 40-80 und für Außenputze 30-50 Jahre angesetzt. Die wesentlichste Ursache für die beschränkte Nutzung ist die Alterung der Bindemittel. Dies ist auch erkennbar durch das Absanden der Fugen, wenn man mit den Fingern entlang streicht. Die wenigen verbliebenen Bindemittel sind nun durch das Wasser heraus gespült worden. Übrig bleiben nur noch ganz wenig Bindemittel und vorwiegend Sand. Die Standsicherheit ist damit nicht mehr vollständig gegeben. (Die genannte Alterung der Mörtel wird leider oft bei der rechnergestützten statischen Berechnung nicht beachtet.) Lose Mörtelfugen können hier tief ausgekratzt und mit einem Mauer- und Putzmörtel oder auch Trasskalk verfugt beziehungsweise ausgeworfen werden. Dies muss allerdings abschnittsweise erfolgen. Vollständig loses Mauerwerk ist neu aufzumauern.
Vor diesen Arbeiten ist zu prüfen, ob die Zimmerdecken abgefangen werden sollten.
Die Mörtel müssen immer weicher als die Mauersteine sein, daher darf kein Zementputz verwendet werden. Für die Porenbetonsteine sind selbstverständlich die entsprechenden Mörtel oder Putze zu verwenden.
Für geschädigtes Natursteinmauerwerk bietet sich ein Trasskalkmörtel an. Er ist weich und genügend wasserbeständig.
Diese Gebäude stellen in ihrer Gesamtheit eine Einheit dar. Wird ein Gebäudeteil geschädigt, so kann sich dies auf die Standsicherheit auswirken. zum Beispiel die Deckenbalken einer Lehmstarkendecke sind nicht sehr stark. Durch die verkeilten Strohwickel bildet die gesamte Decke eine Scheibe und ist dadurch sehr stabil. Die früher verwendeten Hölzer haben eine hohe Qualität. Allerdings sind auch diese durch ihr Alter besonders an den Auflagebereichen und Anbindungen durch Holz zerstörende Insekten und Pilze geschädigt. Dies dürfte sich bei der hohen Wasserbelastung zusätzlich ungünstig ausgewirkt haben. Eine vollständige und schnelle Trocknung ist erforderlich. Die Sanierung der geschädigten Holzteile ist gleichzeitig vorzunehmen. Lehm hat zwar eine gewisse Holz schützende Wirkung, aber in diesem Fall wirkt sich dies sehr ungünstig aus. (Dies kann an mehreren Objekten nachgewiesen werden.) Der Lehm trocknet nur sehr langsam. Es wird über eine lange Zeit genügend Feuchtigkeit gebunden. Diese ist eine wichtigste Grundlage für Holz zerstörende Pilze. Neben der schnellen technischen Trocknung ist auch danach eine längere Zeit eine ständige Kontrolle aller Holzteile erforderlich. Auf eine Verkleidung sollte daher vorerst verzichtet werden. Nasse Hölzer quellen und schwinden anschließend. Risse im Mauerwerk sind die Folge. Große Risse sind neu auszumauern beziehungsweise das Mauerwerk ist teilweise auszutauschen. Kleinere Risse könnten mit aufquellendem Fugendichtband geschlossen werden.
Lehmwände, Stampflehm oder Lehmsteine werden nach einer Durchnässung nicht mehr fest. Daher sollten die Decken außer bei einer kleinen Schädigung abgestützt werden. Der Lehm wird bröcklig. Der neue Wandaufbau muss mit der zeitaufwendigen Lehmbautechnologie erfolgen oder man wählt hier Ersatzbaustoffe.
Werden neue Heizleitung erforderlich, könnte man über den Einbau einer Strahlbandheizung nachdenken. Durch diese Heizung wird auch das Mauerwerk erwärmt und kann sehr schnell austrocknen.
Analog könnte auch vorübergehend die Isolierung der Heizleitungen über dem Fußboden entfernt werden. Hier kommt es in abgeschwächter Form zum gleichen Effekt. Die Isolierung der Heizungsrohre im Keller könnte ebenso vorübergehend entfernt werden. Damit kommt es zur Klimatisierung der Kellerräume und so zu einer schnelleren Nachtrocknung.
Ausschlaggebend ist die Luftfeuchtigkeit. Kaufen Sie sich ein elektrisches Hygrometer mit Thermometer (circa 15 Euro). Das wird im feuchten Raum aufgestellt. Beim Lüften kann man feststellen, ob die relative Luftfeuchtigkeit sinkt oder steigt. Entsprechend kann man die manuelle Lüftung handhaben. Für größere Objekte gibt es die sensorgesteuerte Lüftung.
Alle Baustoffe haben in Abhängigkeit ihrer Umgebung eine Gleichgewichtsfeuchtigkeit. Allerdings durch den hohen Durchfeuchtungsgrad trocknen stärkere Baustoffteile länger. (Zum Vergleich: Neubauten benötigen ca. 2 Jahre für das Abtrocknen der Baufeuchte.) Bei ungeheizten Räumen liegt die Holzfeuchtigkeit bei ca. 11-12 %. Das entspricht einer relativen Luftfeuchte von ca. 60 %. Holz wird ab einer Holzfeuchtigkeit von ca. 2 %, was einer relativen Luftfeuchte von ca. 87 % entspricht, gefährdet. Es sollte die relative Luftfeuchte maximal 80 % betragen. Besser natürlich weniger. Wenn kein Trocknungsgerät eingesetzt wird, hier sind alle Öffnungen zu verschießen, sollten alle Fenster und Türen offen sein. Im Sommer und im Herbst hat die Außenluft eine hohe Luftfeuchtigkeit. Eine spürbare Trocknung durch den Luftaustausch kann erst im Winter und im zeitigen Frühjahr erfolgen.
Feuchtes Mauerwerk leitet die Wärme wesentlich besser als trockenes Mauerwerk. Dies sollte bei der Bevorratung der Energieträger berücksichtigt werden. Ebenso beinhaltet feuchte Luft eine höhere Energiemenge (Enthalpie) bei gleicher Raumtemperatur. (Vgl. Artikel Lüften).
Dieser Problembereich ist sehr umfangreich und kann hier nicht ausführlich kommentiert werden. Nach ca. 1-2 Wochen können bereits kleine Fruchtkörper, weißes Myzel (wie Eisblumen oder Watte), muffige Gerüche oder nach Pilze riechend, entstehen. Diese sind kritisch zu bewerten. Liegt dieser Befall nur lokal an kleinen Holzteilen vor, so könnte eine Eigenleistung ausreichend sein, zum Beispiel durch Abbau und Ersatz. In der Regel sollte jedoch ein Holzschutzfachmann herangezogen werden. Es sollte beachtet werden, dass die holzzerstörenden Pilze sehr schnell wachsen. Das sind mehrere Millimeter pro Tag. Bei einem Monat sind dies 5-8 mm x 30 Tage in alle Richtungen. Das ist aber nur ein Ausgangspunkt (Spore oder Hyphe). In ungünstigen Fällen sind das aber viele. So können innerhalb einer kurzen Zeit einige Quadratmeter geschädigt werden. Gerade auf diesem Gebiet werden in den nächsten 1-2 Jahren noch viele Schäden zu erwarten sein. Deshalb ist hier verantwortungsvoll zu arbeiten, um das Schadenspotenzial so klein wie möglich zu halten.
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