Die richtige wirtschaftliche und technische Durchführung einer Altbausanierung ist nicht einfach. Einerseits müssen die neuen gesetzlichen Vorschriften erfüllt werden. Andererseits ist die vorhandene Bausubstanz zu erhalten, welche nach früheren Bauerfahrungen und Bauvorschriften errichtet wurde.
Die wichtigste Grundlage einer Sanierung ist die Erhaltung bzw. Schaffung eines gesunden Wohngebäudes. Gegenwärtig wird eine Immobilie als Kapitalanlage (Betongold) betrachtet.
Bei einem normalen Wohngebäude geht man von einer normativen Nutzungsdauer von circa 100 Jahren aus. In dieser Zeit müssen Reparaturarbeiten an unterschiedlichen Bauteilen vorgenommen werden, wie zum Beispiel die Sanierung des Außenputzes oder der Elektroanlage. Zeigt das Wohngebäude nach 80 bis 100 Jahre nur geringe oder keine Bauschäden, so wurden die Standsicherheit des Hauses und auch die bauphysikalischen Einflüsse richtig beachtet.
Ebenso erfolgte damals eine richtige Auswahl der Baustoffe. Ein Eingriff in diese Konstruktion muss daher mit großer Sachkenntnis erfolgen. Bisher wurde an den Fakultäten der Hochschulen vorwiegend nur der Neubau eines Gebäudes gelehrt. Inwieweit es an den Hochschulen auch Lehrstühle für Altbausanierung gibt, kann ich nicht beurteilen. Zwischen dem Neubau eines Gebäudes und der Altbausanierung gibt es jedoch große Unterschiede.
So flossen z. B. 2014 rund 70 Prozent aller Investitionen im Wohnungsbau in die Erhaltung und Modernisierung des Bestandes. Das entsprach einem Volumen von 188,5 Milliarden Euro.
Der grüne Zeitgeist hat die Geschäftsidee des Klimaschutzes erfunden. Anmerkung: Klima kann man nicht Schützen, jedoch die Umwelt. Durch die Politik wurden das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), die Energie-Einsparverordnung (EnEV) oder die Lüftungskonzeptpflicht (DIN 1946-6) verabschiedet. Diese gesetzlichen Vorschriften werden immer weiter verschärft und bei Verfehlung drohen Strafen bis 50.000 Euro. Ein Planungsbüro und die Ausführungsfirma müssen sich an diese gesetzlichen Vorgaben halten, auch wenn es bei der Altbausanierung des speziellen Gebäudes wirtschaftlich unsinnig ist. Nur der Bauherr hat noch einen gewissen Spielraum, wenn er die Sanierung in kleinsten Schritten durchführt.
Ältere Gebäude und Bauwerke wurden nach den damaligen geltenden Bauvorschriften errichtet und nicht nach der heutigen DIN. Bei den Ausführungen flossen die Jahrhunderte lange handwerkliche Erfahrungen der Baumeister ein. Viele dieser historischen Baukonstruktionen haben mehrere Jahrhunderte mit nur wenigen Schäden überstanden. Ein Eingriff durch unsachgemäße Altbausanierung kann die bewährten bauphysikalischen Funktionen aufheben. Vorwiegend wurden natürliche Baustoffe verwendet, wie zum Beispiel Holz, Stroh, Lehm und Sand. Diese Baustoffe haben hervorragende Eigenschaften bezüglich der Feuchtigkeit und auch Wärmedämmung bzw. -speicherung. Feuchtigkeit wird gut aufgenommen und weitergeleitet und abgegeben.
Bei richtiger Bauausführung kommt es kaum zu einer hohen Feuchtigkeitsanreicherung im Konstruktionsquerschnitt. Die Feuchtigkeit kann ungehindert durch Kapillare und Poren wandern. In der Regel erfolgt der Transport durch Diffusion, nur bei sehr hohen Feuchtegraden erfolgt ein Kapillartransport. Wichtig ist, dass ein ungehinderter Feuchtetransport erfolgen kann und sich nirgendwo Feuchte an einer Grenzschicht anreichert.
Die heutige Altbausanierung wird durch zahlreiche Bauvorschriften geprägt. An erster Stelle steht die bereits oben genannte Energieeinsparverordnung. Deren Anwendung verursacht eine grundlegende Veränderung der physikalischen Prozesse im älteren Bauwerk. Zum Beispiel durch neue gut isolierende und dichte Fenster verlagert sich die kühlste Bauteilfläche von der Glasscheibe an die Wandfläche. Hier taut dann Feuchtigkeit aus und es kommt zur Zunahme der Feuchte in den porösen Baustoffen. Eine außen nachträglich aufgebrachte Dämmschicht verursacht durch den Schichtaufbau eine Sperrschicht.
Für lange Zeit kann die Feuchte im Gebäude nicht nach außen entweichen.Zusätzlich kommt die Feuchtigkeit, welche durch die Bau- und Renovierungsmaßnahmen eingebracht wurde. Im ungünstigen Fall kommt es gar nicht zu Trocknung und führt langfristig zur Erhöhung der Feuchtigkeit und zur Schimmelbildung an der Wandoberfläche. Was gerade bei Gebäude mit Holzkonstruktionen kritisch zu bewerten ist. Bereits eine geringe Zunahme der Feuchte nimmt auch die Fraßaktivität der Gewöhnlichen Nagekäfer [Anobium punctatum] zu, was eine Standzeitverkürzung bedeutet.
Ein weiter Punkt ist die kostensparende Altbausanierung durch den Einsatz falscher Baustoffe, wie zum Beispiel im Innenbereich, die billigeren Gips- oder Gipskalkputz oder den Trockenputz mit Gipsplatten auf feuchte Außenwände.
Die oben genannten gesetzlichen Vorschriften orientieren auf eine zusätzliche Isolierung der Außenbauteile. In einem kleinen Tool können Sie die Qualität Ihrer Außenwände nach dem effektiven U-Wert bestimmen. Für die thermische Betrachtung ist nicht nur der Transmissionswärmeverlust verantwortlich, sondern auch die Wärmespeicherung und die Wärmestrahlung. Diese wird im letzten Punkt des Artikels zum Wärmdurchgangskoeffizienten deutlich. Es gibt aber noch weitere Untersuchungen, auch in Deutschland, wonach die nachträgliche Wärmedämmung auf der Außenwand zu keiner Energieeinsparung führt. Hierzu weitere Ausführungen im Artikel "Dämmen wir die Häuser oder die Dämmung?" Die Anforderungen an das Niedrig-Energie-Haus liegen bei einem niedrigen Heizölverbrauch zwischen 2,5-6,0 l pro Jahr und m2. Es gibt hierzu jedoch auch andere praktische Ergebnisse, wie zum Beispiel das ökoeffiziente Neubauhaus des Umweltbundesamtes in Dessau, wo die Betriebskosten gegenüber vergleichbaren Gebäuden um 50 % höher sind.
Aus meiner Erkenntnis kann nur in sehr wenigen Fällen ein älteres Wohngebäude im Rahmen einer Altbausanierung in ein Niedrigeenergiehaus umgebaut werden, ohne dass mit langfristigen Schäden an der Bausubstanz zu rechnen ist.
Die heutigen Wohnansprüche fordern große Räume und einen ebenen Fußboden. Eine Holzbalkendecke funktioniert bauphysikalisch aber nur mit den Fugen an den Fußbodenleisten und zwischen den Dielenbrettern. Wird ein dichter Belag aufgelegt, so kann die Feuchte aus der Deckenkonstruktion nicht mehr ausreichend entweichen.
Bei einer falschen Altbausanierung werden wichtige feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften beseitigt. Das sind zum Beispiel die natürliche Trocknung des Gebäudes durch Konvektion (Wind) und Solareffekt sowie der zwangsweise Luftaustausch durch den Feuerzug im Ofen sowie seine Strahlungswärme. Eine moderne Konvektionsheizung macht das nicht und dichte Fenster verhindern einen ausreichenden Luftaustausch.
Bei diesem Beispiel wird ausführlich mit vielen Bildern beschrieben, wie eine junge Familie eine alte Dorfschule in ein modernes geräumige Landhaus verwandelt hat (kvartirosjemka-dream).
In diesem Beispiel wird mit vielen Bildern ein charmantes Landhaus in der Ortschaft Derevne beschrieben. Es werden interessante Detaillösungen der Raumgestaltung mit der Holzbalkendecke und den unverputzten Wandflächen gezeigt. Diese Lösungen sollten gerade für Bauherrn sein, die den historischen Bestand erhalten möchten, aber auch den modernen Komfort geschickt einbinden möchten (Ocharovatel'nyy zagorodnyy dom: ray v derevne).
Bei diesem Beispiel beschreibt eine junge Familie mit vielen Bildern und Grundrisszeichnungen die Altbausanierung. Zu einem Preis von 40.000 Dollar wurde aus einem sehr alten zum Teil kaputten Hause ein ansehnliches schönes Wohnhaus für die Familie umgebaut (Kak my rekonstruirovali staryy dom, zatrativ na eto 40 tysyach dollarov).
Fast alle Heizungssysteme können als Strahlungsheizung ausgeführt. Es betrifft nicht die Heizung selbst, sondern die Heizkörper bzw. die Heizflächen. Schwerpunkt sollte daher die richtige Auswahl der Heizung sein. Zusätzlich können mit ausgewählten gut überlegten Maßnahmen an er Gebäudehülle energetische Verbesserungen erzielt werden. Ich denke zum Beispiel bei einem Fachwerkgebäude mit einer äußeren Wetterschutzverkleidung aus Holz oder Schiefer lässt sich eine hinterlüftete mineralische Außendämmung anbringen. Grundsätzlich falsch ist das Aufkleben von Styroporplatten auf einer Lehmwand.
Ein Kachelofen erreicht ein Wirkungsgrad von 90 %, ein neuer Kaminofen erreicht nicht diesen Wirkungsgrad aber um die 80 % ist er ebenso effektiv. Bei der Beheizung mit Holz schneidet der Ofen auch bei der Umweltbelastung gut ab. Allerdings ist die Beheizung eines Kachelofens mit Holz nicht sehr einfach und man muss diese während der Heizphase kontrollieren. In den Karpaten haben wir einen solchen Ofen. Unsere Mutter und auch unsere Nachbarn haben den Ofen immer falsch beheizt und kein Glutbett erzeugt. Noch effektiver ist ein Grundofen. Es erfolgt kein Luftzug von unten durch ein Gitter, wie beim Kohleofen. Dadurch wird das Glutbett besser erzeugt.
Diese Kachelöfen geben überwiegend Strahlungswärme ab. Es entsteht eine bessere Luftschichtung (vertikales Temperaturgefälle) und ist somit gegenüber der Konvektionsheizung im Vorteil. Bei der Strahlungswärme werden alle Wandoberflächen auf 18-20 °C erwärmt. Auch die Wandecken werden ausreichen temperiert, wenn diese nicht verstellt sind. Für eine angenehme Raumtemperatur reicht daher eine Lufttemperatur zwischen 18-20 °C aus.
Bei einer Konvektionsheizung haben die Wandoberflächen unterschiedliche Temperaturen. Meistens ist es über dem Fußboden kalt. Für die gleiche Behaglichkeit ist dann eine Lufttemperatur um die 24 °C erforderlich. Jeder Grad bedeutet eine Energieeinsparung von circa 6 %. Auf diese Weise können durch die Strahlungsheizkörper gegenüber einer Konvektionsheizung circa 30 % Wärmeenergie eingespart werden.
Auch aus baubiologischer Sicht sollten Radiator-Heizungen, direkte Warmluftheizung u. a. möglichst nicht zum Einsatz kommen, da diese Heizungsart einen hohen Konvektionsanteil (hohe Raumluftbewegung) haben.
Ob nun Kachelofen oder Kaminofen mit einer Verkleidung aus Speckstein oder eine Hypokastenheizung, sie haben einen Nachteil. Sie müssen in einem bestimmten Zeitintervall beheizt werden, bzw. die Heizphase muss beaufsichtigt werden. Hinzu kommt auch die Staubbelastung durch das Brennmaterial. Bei voller Berufstätigkeit ist dieser Zeitaufwand nicht immer gegeben und man wünscht sich daher eine Heizanlage, welche unabhängig und vollautomatisch für ausreiche Wärme im Haus sorgt.
Mit der Warmwasserheizung können sinnvolle Strahlungsheizungen mit hohem Wirkungsgrad geschaffen werden. Die Fußbodenheizungen, Randleistenheizungen oder die Wandheizung. Weit verbreitet sind die Gasheizungen mit einem Brennwertkessel, sie nutzen die im Abgas enthaltene Wärme, oder die Ölheizung. Alte Anlagen sollten daher durch neue in ihrem Wirkungsgrad bessere Anlagen ausgetauscht werden. Nicht immer lassen sich nachträglich Gasbehälter oder Öltanks im vorhandenen Grundstück aufstellen. Eine Gasheizung kann nur betrieben werden, wenn auch eine Gasleitung vorhanden ist. Auch die Nutzung von Erdwärme ist nicht überall möglich, da Bohrungen erforderlich sind und der geologische Aufbau des Untergrundes entsprechende Voraussetzungen bieten muss. Neben diese Wärmepumpe gibt es auch Wärmepumpen, welche die Enthalpie der Umgebungsluft nutzen oder Gaswärmepumpen, welche besonders im asiatischen Raum vertreten sind. Letztere ist eine Weiterentwicklung der Elektrowärmepumpe.
Eine richtige Altbausanierung erfordert eine richtige Planung und einen erfahrenen Architekten.
Es muss bei einem älteren Gebäude immer das gesamte Gebäude einschließlich der Sanitär- und Heiztechnik beachtet werden. Architekten und Baufirmen müssen aber politische Vorgaben und die Wunschvorstellung des Bauherrn erfüllen, welche nur in seltenen Fällen mit den Regeln der Baukunst übereinstimmen. Bevor man sein Eigentum kaputt saniert, sollte über die Möglichkeit der Ausnahmeregelung nachgedacht werden. Diese ist zum Beispiel möglich, wenn die gesetzlich vorgeschrieben energetischen Sanierungsmaßnahmen einer Altbausanierung unwirtschaftlich sind.
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