Wenn bei alten Gebäuden senkrechte aber auch waagerechte Abdichtungsschicht fehlen beziehungsweise sie sind schadhaft. Die Folge sind nasse Wände. Um feuchte Wände langfristig zu trocknen, ist zunächst der Einbau der senkrechten (vertikale) Dichtungsschicht auf der Außenseite der Wand vorzunehmen (siehe Bild 19 und 26). Wobei hier auch unterschiedliche Erfahrungen vorliegen. Das Verfahren kann nicht bedenkenlos überall angewendet werden. Es ist zu bedenken, dass bei einer äußeren Sperrschicht die über viele Jahre eingedrungene Feuchtigkeit einschließlich der Mauersalze dann nur noch nach innen entweichen kann und entsprechend abgeführt werden muss.
Innen angebrachte Dichtungen sind billiger aber völlig wertlos, im Gegenteil sie führen langfristig zur Zerstörung des Gebäudes, da die Feuchtigkeit im Mauerwerk verbleibt und die Verdunstungsfläche nach oben verschoben wird.
Vor der Auswahl des Verfahrens muss geklärt sein, ob es sich um Erdfeuchte, nicht drückendes oder drückendes Wasser handelt.
Ebenso ist zu prüfen, ob nicht die Feuchtebelastung durch Kondenswasser oder durch hygroskopische Salze verursacht wird. Die Unterschiede der Oberflächentemperatur an der Kellerwand über dem Fußboden und ca. 1 m liegen bei 3 K und größer und im Sommer bei 16-18ºC und einer relativen Luftfeuchte von 70 % bedeutet dies 85 - 90%. Es ist zu beachten, dass eine Wechselbeziehung zwischen abnehmender Feuchte und zunehmendem Salzgehalt besteht. Die oberflächennahe Salzverteilung beeinflusst naturgemäß den Feuchtigkeitshaushalt des Mauerwerkes, weil sich die hygroskopische Feuchtigkeit beziehungsweise Sorptionsisotherme ebenso verändert wie auch das Verdunstungsverhalten. Die Komplexität von Feuchte- und Salztransport sind noch zu wenig berücksichtigt. Damit lässt sich auch erklären, dass viele Anwendungen zur Entfeuchtung (richtig: Verfahren zur Unterbrechung des bislang ungehinderten Transportes von Wasser oder von elektrolytischen Lösungen) in der Vergangenheit nicht ihre vorgegebene Zielsetzung erfüllen.
Zum Beispiel bei alten Natursteinwänden in Burgen, alte Gebäude usw. kann man nicht bedenkenlos nachfolgende Verfahren übernehmen. Da helfen in vielen Fällen eine Oberflächenerwärmung (Taupunktänderung) und eine gezielte Lüftung für die Abführung der höheren Luftfeuchtigkeit (siehe Punkt Verfahren zur Mauertrocknung.)
Tabelle 2: Übersicht der vertikalen Verfahren
Methoden | Kosten *) (Schacht-arbeiten 2 m tief) |
Lebensdauer | Wartezeit/ Trocknungszeit | Anmerkung |
---|---|---|---|---|
Aufbringen der Dichtungs-schlämme | 162,00 Euro/m2 | 40 Jahre | Keine | Abdichtung gegen Bodenfeuchtigkeit, Riss gefährdet, ggf. durch Horizontaldichtung ergänzen |
Aufbringen einer Bitumenbe-schichtung |
155,00 Euro/m2 | 40 Jahre | 1 bis 2 Wochen | Abdichtung gegen Bodenfeuchtigkeit, Riss gefährdet, ggf. durch Horizontaldichtung ergänzen |
Aufbringen eines Sperrputzes | 160,00 Euro/m2 | 40 Jahre | Keine | Abdichtung gegen Bodenfeuchtigkeit, Riss gefährdet, ggf. durch Horizontaldichtung ergänzen |
Aufbringen von Dichtungsbahnen | 190,00 Euro/m2 | 40 Jahre | ggf. 1 bis 2 Wochen, wenn Ausgleichsputz | Abdichtung gegen nicht drückendes Wasser, ggf. durch Horizontaldichtung ergänzen |
Schleierinjektage | keine Angaben | keine Angaben | keine beziehungsweise wenige Stunden | Gel wird durch die Bohrlöcher zur Rückseite des Mauerwerkes gepresst und bildet dort einen abdichtenden Gelschleier, Aufschachtarbeiten entfallen |
*) Die Preise dienen lediglich als Orientierung und können je Ausführung und Ort variieren.
Unabhängig von den Forderungen der EnEV sollte bei einer Nutzung des Kellers als Wohnraum außen eine Perimeterdämmung angebracht werden (Bild 27). Die innen liegenden Wandoberflächen unterhalb der Geländehöhe haben gerade im Sommer je nach Ziegelmauerwerk eine relativ niedrige Temperatur. Da die angrenzenden tieferen Bodenschichten eine niedrigere Temperatur als die Außenluft haben. Die Temperaturdifferenz an der Innenwandoberfläche von Fußbodenhöhe bis zur Wandmitte können einige Grad betragen. Im Sommer, wo eine höhere relative Luftfeuchte vorliegt, kann dies das Schimmelpilzwachstum gerade im unteren Wandabschnitt begünstigen. Zum Beispiel die Lufttemperatur beträgt 22 ºC mit einer relativen Luftfeuchte von 65 - 70 %. Dies ergibt an der Wand mit einer Temperatur von 15-16ºC eine relative Luftfeuchte von 90 - 100 %. Im Schema Bild 28 sind die Verteilung der Temperaturen und die relative Luftfeuchtigkeit bei einer Kellerwohnung einer Villa in Jena im Sommer dargestellt. In der Wohnung lag trotz intensiver und regelmäßiger Lüftung eine hohe Schimmelbelastung vor. Rings um die Villa stehen viele große Laubbäume, sodass auch außerhalb des Hauses eine hohe Luftfeuchtigkeit vorlag.
Durch die äußere Dämmung der Kellerwand (Bild 25) wird zwar die Feuchtigkeit in den Räumen nicht reduziert, aber die Oberflächentemperatur innen etwas angehoben. Die Temperaturdifferenzen zwischen der Raumluft und der Oberfläche dürften geringer werden. Damit ist die relative Luftfeuchtigkeit am unteren Wandabschnitt etwas niedriger und durch das Mauerwerk wird weniger Feuchtigkeit aufgenommen.
So wie es mit dem Beispiel bei dieser Kellerwohnung gezeigt wird, verhält es sich mit allen Kellerräumen. Das ist auch die wichtigste Ursache, warum das Kellermauerwerk besonders im Sommer im unteren Wandabschnitt feucht ist. Nasses Kellermauerwerk wird nicht allein durch eine aufsteigende Feuchtigkeit verursacht. Im Bild 29 sieht man am Innenmauerwerk die durchschnittliche Feuchtigkeitsbelastung. Links im Bild befindet sich das Außenmauerwerk. In Richtung der Gebäudemitte nimmt die Höhe der Feuchtigkeitsbelastung ab. Die oben beschriebene vertikale Abdichtung des Kellermauerwerkes gegen das Erdreich ist sinnvoll. Gleichzeitig ist aber auch eine Kondenswasserbildung an diesem Wandabschnitt zu vermeiden. Durch korrektes Lüften in der kühleren Jahreszeit wird schrittweise die Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk reduziert.
Gerade für den Neubau wurde das Thepro Bausystem entwickelt. Es verbindet die Abdichtung und Wärmedämmung hinterlaufsicher mit dem Mauerwerk. Das System verbindet sich homogen mit dem Beton. Auch bei einer Beschädigung kann sich Feuchtigkeit nicht ausbreiten. Die Abdichtung besteht aus einer mehrlagigen bituminösen Dichtungsbahn mit Gewebebahn und entspricht so den Anforderungen der DIN 18195.
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