1.1. Einleitung zum Lehmbau und Historie
1.2. Tipps zum Lehmhausbau
2. Eigenschaften des Lehmbaustoffs
3. Kurzer Abriss aus der historischen Entwicklung
4. Die Herstellung und die Eigenschaften von Lehmputze
5. Die Herstellung und die Eigenschaften von Lehmestrich
6. Kurzbeschreibung der Sanierung eines Lehmhauses
Archäologen fanden in den Ablagerungen des unteren Nils in Ägypten handgeformte Tonziegel, welche man auf das Alter von 14. Jahrtausend schätzt. Vor 6000 Jahren wurden Ziegelbauten aus assyrischer Zeit nachgewiesen. Etwa 7.500 Jahre vor Chr. wurde bereits Ziegel im Hochland von Anatolien an der Sonne getrocknet. Mit der Einführung gebrannte Ziegel wurde eine hohe Haltbarkeit der Ziegelsteine erreicht. Es wird angenommen, dass etwa um diese Zeit die Menschheit mit der Gewinnung und Verarbeitung von Naturstein für den Mauerwerksbau begonnen hat. [3]
Die historische Stadt Arkaim (5.500 Jahre alt) in der Region Tscheljabinsk wurde vollständig aus Holz und Ziegeln errichtet, welche aus Stroh, Erde und Mist gepresst wurden (in Asien heißt diese Mischung "Saman" und wird immer noch zum Bau von Flachbauten verwendet). In der Nähe des Ortes Delenkjur weit in Sibirien soll sich ein 3,5 Millionen alter Ort befinden [4], welcher eine ähnliche ringförmige Bauweise wie die Stadt Arkaim haben soll. Es kann davon ausgegangen werden, wenn die Konstruktion und Bauweise ähnlich ist, dann wurden auch die gleichen Baustoffe verwendet.
Aufgrund der hohen Verfügbarkeit und der guten Verarbeitungsmöglichkeiten von Lehm handelt es sich um einen der ersten Baustoffe, welcher auch für Gebrauchsgegenstände verwendet wurde. Seit wann dieser Baustoff verwendet wurde, bleibt spekulativ, da er im Vergleich zu Bauwerken aus Stein viel schneller verwittert.
Viel wichtiger als die Historie sind seine hervorragenden wohnbiologischen und bautechnischen Eigenschaften. Nicht um sonst wohnt auch noch heute ein großer Teil der Weltbevölkerung in Lehmgebäuden.
In Deutschland wurde der ökologische Naturbaustoff lange Zeit durch neue Baustoffe vom Markt verdrängt. 1971 wurde die damalig noch gültige DIN zurückgezogen. Erst in den letzten Jahren gewann dieser Baustoff hier in Deutschland wieder eine Renaissance. 2001 wurden die Technischen Merkblätter für den Lehmbau "Lehmbau Regeln" und durch den DIN-Normausschuss "Lehmbau" die Normen für diesen Geltungsbereich am 1. August 2013 herausgegeben. Die DIN 18945: 20013-08 Lehmsteine, DIN 18946: 2013-8 Lehmmauermörtel und die DIN 18947: 20013-08 Lehmputzmörtel.
In diesem Beitrag können nur ausgewählte Bereiche dieses umfangreichen Komplexes behandelt werden. Je nach Zeit und Informationen werden ich die Abschnitte ergänzen.
Als gelernter Betonbauer wohne ich in einem sehr schönen und alten Lehmhaus aus Stampflehm, Lehmsteine und Ziegelsteine. In den Karpaten, wo ich teilweise arbeite und wohne, befinden sich noch sehr viele Gebäude vorwiegend aus Lehmsteinen. Ein mir bekanntes großes Gebäude wurde z. B. 1975 errichtet.
Ich mag beide Baustoffe, den Lehm und auch den Beton. Jeder Baustoff hat seine Vor- und Nachteile. Bauschaum und Styroporplatten gehören nicht in ein Lehmhaus. Aber ganz ohne moderne Baustoffe geht es nicht. Allerdings, und hier unterscheide ich mich von einigen Kritikern, begrenzt und zweckmäßig eingesetzt, bringen moderne Baustoffe an bestimmten Bauteilabschnitten einige Vorteile, Beton als Bodenplatte, Blähton oder Leichtziegel. Dazu müssen aber die Baustoffeigenschaften sich gegenseitig ergänzen. Völlig unzweckmäßig halte ich dagegen, wenn man in einem auf das "modernste getrimmte" Haus in Stahlskelettbauweise mit Kalksandsteinausfachung und weiterer verschiedenster moderner Baustoffe einen Lehmputz wegen der Ökologie aufträgt. In diesem Fall ist ein Kalkputz vollständig ausreichend. Der Kalkputz erfüllt die gleichen Bedingungen und ist kostengünstiger. Davon abgesehen, dass ein Kalkputz auch nicht schimmelt und keimtötend wirkt. Was bei Lehm mit Strohzusätzen der Fall sein kann.
Bei einer Altbausanierung ist vorwiegende auch der bereits verwendete Baustoff zu verwenden, wenn kein sichtbares Versagen erkennbar ist. Die ursprünglich geplanten und in der Praxis bewährten konstruktiven Eigenschaften werden so nicht verändert. Dazu gehört auch der Erhalt der Kastenfenster. Eine neue Isolierverglasung führt zu Wärmebrücken in der Fensterlaibung.
Bei einem Neubau ist der Einsatz der Baustoffe von der konstruktiven Planung abhängig. Hier an einigen Stellen einen ökologischen Baustoff einzusetzen, um das Haus als Ökohaus zu bezeichnen, ist dagegen nicht sinnvoll. Lehmputze sind wegen der arbeitsintensiven Verarbeitung sehr teuer und eine deutliche Verbesserung der Wirkung auf das Raumklima ist nicht erkennbar, wenn die tragende Konstruktion aus anderen Baustoffen besteht, auf der Fassade Styroporplatten kleben oder ein kunststoffmodifizierter Putz aufgetragen wurde.
Sie sollten sich daher für eine Bauweise entscheiden. Der Einsatz historischer bewährter Baustoffe, wie der Lehm als Wandbaustoff erfüllt in Deutschland nicht die Wärmeschutzvorgaben. In der Ukraine in den Karpaten wird dagegen sehr wohl auf dickeres Mauerwerk aus Lehmsteinen wert gelegt. Wegen der besseren klimatischen Eigenschaften.
Noch ein Beispiel eines alten Lehmsteinhauses in Nordwestspanien. Das alte Haus wurde aufgestockt und es sollte eine Innendämmung angebraucht werden. Die vollständig durchnässten Wände im Erdgeschoss zeigen, dass so ein Vorhaben feuchtetechnisch nicht funktioniert. Eine Innendämmung kann nur auf eine vollständig trockene Wand angebracht werden. Eine Erneuerung des unteren Außenmauerwerkes wäre hier sinnvoll gewesen.
In Deutschland ist heute der Lehmbau nur noch ein Hobby. Diese Bauweise ist sehr arbeitsintensiv und der Anteil an Lohnkosten ist damit sehr hoch. Diese Gebäude können daher nur noch selbst errichtet werden. Aus meiner Sicht ist der Neubau nur dann sinnvoll, wenn es in der Umgebung kein älteres Lehmhaus zu kaufen gibt bzw. der Grundriss bzw. das Gebäude vollständig ungeeignet ist. Weiter unten wird auf eine ukrainische Website verwiesen, wo der Bau eines eigenen Lehmhauses vorgestellt wird.
Ein Umbau bzw. eine Erweiterung ist sicherlich weniger arbeitsintensiv. Neue Lehmwände trocknen sehr lange und eine Nutzung des neuen Gebäudes kann erst nach langer Trocknung erfolgen. Neue Gebäude aus Ziegelsteinen oder Kalksandsteinen benötigen 2 bis 3 Jahre, bis sie bei korrekter Lüftung und Heizung trocken sind. Bei einem Lehmhaus dauert die Trocknung einige Zeit länger. Wird ein älteres Lehmhaus umgebaut, so sollte auch über eine Teilnutzung nachgedacht werden und schrittweise erfolgt der weitere Umbau bzw. Erweiterungsbau. Auch die finanzielle Belastung ist geringer, wenn nur ein kleiner oder besser gar kein Baukredit aufgenommen werden muss. Kredite, vor allem ein KfW-Kredit fordert die Erfüllung der Anforderungen der Wärmeschutzverordnung. Also Styropor an die Fassade kleben. Wenn man das macht, dann baut man sich lieber gleich ein Haus aus Betonplatten. Das ist viel sinnvoller und viel billiger. Bei einem schrittweisen Ausbau kann man sicherlich auch leichter eine Ausnahmeregelung erhalten. Diese gelten dann, wenn keine Wirtschaftlichkeit gegeben ist. Bei einem ordentlichen Lehmhaus wird ohnehin keine Wirtschaftlichkeit durch eine nachträgliche Wärmedämmung erreicht, im Gegenteil das Haus geht davon kaputt (siehe Sperrschichten). Sinnvoll ist eine Fußbodenstrahlungsheizung oder eine Randleistenstrahlungsheizung (kann man sich selbst bauen) oder eben ein Ofen/Kaminofen. Die Decke zum Dachboden wird gedämmt und das ist schon alles und bringt mit relativ geringem Aufwand den höchsten Effekt. Die funktionstüchtigen Kastenfenster bleiben und werden aufgearbeitet und es werden eventuell zusätzlich Jalousien oder Fensterläden angebaut.
Mit diesem Berechnungstool können Sie den Ueff.-Wert der Lehmwände berechnen.
Ergänzend zu den bereits o. g. Normen zum Lehmbau.
Die Druckfestigkeit der Lehmsteine ist nicht sehr hoch. Das tragende Mauerwerk muss entsprechend stark ausgeführt werden. Dies entspricht nicht dem deutschen Bautrend mit schlankem Mauerwerk zur maximalen wirtschaftlichen Nutzung der Grundfläche. Bei der Norm stehen hier eher die Leichtlehmsteine als Ausfachmaterial für die Fachwerkhäuser im Mittelpunkt. Ebenso ist ein Lehmputz viel teurer als ein gewöhnlicher Kalkputz. Die Norm für Lehmputze, wurde sicherlich nicht für die Sanierung und für die Erhaltung der wenigen in Deutschland verblieben Häuser erarbeitet. Lehmputze lassen sich gut als "Ökoputze" verkaufen. Die Bauherren, welche sich für einen solchen Putz entscheiden, vergessen, dass die betreffenden Räume auch intensiv klimatisiert werden müssen. Viel lüften und heizen, da die Feuchtigkeit nur über Diffusion aus der Putzschicht entweicht. Dagegen wird bei einem Kalkputz ein Teil des Wassers chemisch gebunden.
Solange die anderen klassischen Lehmbautechniken, wie die Stampflehmwand, Lehmstakendecke oder Stampflehmböden, nicht in das Normenwerk aufgenommen werden, sehe ich hier eher die Interessen der Baustoffhersteller berücksichtigt. Diese wollten eine zusätzliche Marktnische erschießen. An dieser Stelle möchte ich Niemeyer (1946) zitieren, deren Meinung ich mich voll anschließen. "Man soll nun aber den Lehmbau nur dort anwenden, wo es die zeitlichen, örtlichen und arbeitstechnischen Gegebenheiten und die Art des Bauvorhabens als zweckmäßig erscheinen lassen. Den Lehmbau nur seiner selbst willen anzuwenden, weil er manchem etwas Neues ist, ist ebenso falsch, wie ihn zu verwerfen, weil man ihn nicht kennt oder irgendwo Mängel entdeckt hat, die durch unsachgemäße Ausführung entstanden sind." [1]
Lehm ist gegenüber Wasser sehr empfindlich, schwindet und quillt (Rissbildung), hat nur eine geringe Tragfähigkeit und ein großes Wärmespeichervermögen. Eigenschaften, welche die gegenwärtige Baupolitik mit der immer verschärfenden EnEV nicht erfüllen. Lehmwände sind für Schlagregenbeanspruchung oder Bodenfeuchte ebenso nicht geeignet, wenn nicht konstruktive Vorkehrungen getroffen werden. Ein besonderes Problem kann bei historischen Gebäuden auftreten, wenn im Verlauf ihrer Existenz unpassende Baustoffe eingebaut oder die ursprüngliche Konstruktion verändert wurden. Diese nachträglichen Änderungen können langfristig zu Schäden führen, obwohl das Lehmhaus ursprünglich korrekt errichtet wurde.
Die moderne Architektur errichtet zum Beispiel dieses Gebäude aus Wandplatten 8 DF (der Ziegel ist 11,5 cm dick), welche mit der gleichen Stärke mit Polystyrolplatten beklebt werden. (Waschmaschinen und Kühlschränke sollen ja möglichst auch nur 3 Jahre halten.)
In einem Lehmhaus wohnen ist sehr anspruchsvoll und nicht einfach. Die Wohnweise unterscheidet sich von den Wohnungen aus anderen Baustoffen. Die starken Lehmwände haben ein großes Wärmespeichervermögen. Wird zum Beispiel im Frühjahr warme Luft von außen herein gelüftet, so werden die Wände feucht. Andererseits werden Temperaturschwankungen sehr gut ausgeglichen. Lehmhäuser haben ein angenehmes ausgeglichenes Raumklima.
Zu wissen ist, dass in diesem Land die Lohnkosten sehr niedrig sind und daher arbeitsintensive Bauweisen bei Einsparung von Baustoffkosten sehr sinnvoll sind. Zum Vergleich betragen die Materialkosten in Deutschland etwa 30 % von den gesamten Baukosten. Umfangreiche fachlich gute Beiträge mit vielen Beispielbildern verschiedener Lehmhäuser finden Sie auch in dem russischen Forum Schule Gesundheit
In dem folgenden Video in Donbass wurde in Eigenleistung in 3 Jahren für etwa 2000 Dollar ein kleines Lehmhaus und anderen Naturstoffen hergestellt.
Lehm kann zu den ältesten massiven Baumaterialien gezählt werden. In allen höher entwickelten Kulturen wurde Lehm für den Massivbau als Baustoff, als Verputzmaterial und für Fußböden verwendet. Im letzten Jahrhundert wurden in Deutschland noch während und nach dem II. Weltkrieg Lehmhäuser errichtet. Heute orientiert sich der Lehmbau in Deutschland vorwiegend auf die Anwendung von Lehmputze. Aus Kostengründen erfolgt der Lehmbau mehr oder weniger aus Hobby. In Transkarpatien gibt es noch sehr viele Wohngebäude aus Lehm. Hier dominiert die Errichtung der Wohngebäude im ländlichen Bereich aus Lehmsteinen bis in die 80iger Jahre des letzten Jahrhunderts (eventuell auch noch länger). Im trockenen Klima Nordafrikas finden wir bis zu sechs Stockwerken hohe, uralte Bauten aus Lehm.
Die zähe Bindekraft des fetten Lehms beruht auf dem hohen Tonanteil.
Das Bindemittel im Lehm ist der Ton, welcher im Wesentlichen ein Gemisch aus mehreren Silikatarten ist und durch Verwitterung - besonders des Feldspates entstand.
Sandiger Lehm mit geringem Tonanteil dagegen klebt nur wenig und wird daher als mager bezeichnet. Lehm hat die Eigenschaft, Schadstoffe zu binden, dies behält er als Baumaterial bei, sei es als Lehmwand oder Lehmboden.
Lehmbaustoffe nehmen nur so viel Feuchtigkeit aus der Raumluft auf, bis die Feinstkapillaren gefüllt sind (bis maximal 5 %!). Lehm ist daher ein sehr trockener Baustoff. Darauf beruht zum Beispiel seine konservierende Eigenschaft (natürlicher Schutz für Holz, Schilf, ...). Lehm hat die günstige Eigenschaft, besonders schnell die Feuchtigkeit aus der Luft aufzunehmen, gut zu speichern und wieder abzugeben, wenn die Raumluft zu trocken ist. Die Luftfeuchtigkeit in den Räumen liegt zwischen 40 bis 50 %. [3]
Es wurde ein System entwickelt, welches Tonnen- und Kuppelgewölbe aus Lehmsteinen erdbebensicher macht. Das Spannsystem wird über Gebäudehüllen und bogenförmige Durchgänge eingesetzt und fängt die horizontal oder vertikal einwirkenden Kräfte bei Erdbeben ab. Eine erste Anwendung dieses Systems erfolgt für ein Wohnhaus in dem stark erdbebengefährdeten Gebiet von San Juan in Argentinien. [4]
Der Lehmbau hat seine Wurzeln in Vorderasien und im Nahen Osten, da er dort als billiger, universeller Baustoff zur Verfügung stand. Die ersten Städte der Menschheit, wie Jericho, wurden aus Lehm errichtet. "Kunstwerke" aus Lehm sind, der Überlieferung nach, der Turm zu Babel (ca. 90 m hoch) sowie die erste Chinesische Mauer.
In Mitteleuropa ist der Lehmbau bereits seit etwa 8000 Jahren bekannt. Etwa 7.500 Jahre vor Chr. wurde Lehm bereits für Ziegel im Hochland von Anatolien an der Sonne getrocknet. Bei den geheimnisvollen, riesigen Kreisgrabenanlagen des niederösterreichischen Weinviertels wurden vor rund 6000 Jahren teilweise größere Mengen an Lehmbaumaterial bewegt, als dies für den Bau der ägyptischen Pyramiden nötig war. Lehm ist ein hervorragendes Grundmaterial für Ziegel, Beispiele dafür sind Gebäude, die vor 5000 Jahren entstanden sind; bemerkenswert ist dabei vor allem, dass mit Keilziegeln Dachgewölbe gebaut wurden.
Im 18. Jahrhundert erließen Maria Theresia und Friedrich der Große gesetzliche Verordnungen zur Förderung des Lehmbaus. Hunderttausende Lehm-Fachwerk- und Lehmziegelhäuser haben sich in Mitteleuropa bis heute, oft unerkannt, erhalten.
Durch die Industrialisierung des Bauens verlor der scheinbar minderwertige Baustoff Lehm Ende des 19. Jahrhunderts rasch seine Bedeutung, und damit gingen auch alle Kenntnisse über seine Verarbeitung verloren. In Notzeiten des II. Weltkrieges, zum Beispiel bei Olsztyn, und der Nachkriegszeit zum Beispiel bei Bad Lausick, erinnerte man sich vorübergehend an diese Bauweise.
Erst vor etwa 20 Jahren entdeckte das erwachende Umweltbewusstsein den sanften, abfallfreien Baustoff Lehm als baubiologisches Baumaterial wieder. [3]
Früher baute man für Generationen. Heute verlassen die Kinder schon oft mit dem Beginn ihrer Berufsausbildung das elterliche Haus. Dem entsprechend hat sich die Funktion und Nutzungszeit der neuen Wohnhäuser in der Regel auf eine Generation verkürzt. Demgegenüber stehen Lehm beziehungsweise Lehmfachwerkhäuser in ihrem vollen Glanz, erbaut vor vielen Jahrhunderten in Strasbourg, Quedlinburg und vielen anderen Städten und Ortschaften. Bedauerlich sind die oft feststellbaren Sanierungen, wo die Wände durch Gipskartonvorsatzwände verstellt und außen Wärmedämmverbundsysteme geklebt werden. Dadurch werden die eigentlich positiven Eigenschaften der Lehmhäuser gewaltsam unterdrückt. Im Hanauer Land gibt es Ortschaften, die seit Jahrhunderten existieren. Nach der Sanierung sehen alle Häuser vom äußeren Erscheinungsbild (gleiche Fenster, Rollladen, Putzstruktur, Dachpfanne usw.) gleich aus. Eigentlich schade, da sich in den Nachbarorten die alten Fachwerkhäuser gut in das Ortsbild einfügen.
Im Bild 1 ein Gebäude in Brandenburg/Mecklenburg mit Staklehmwänden.
Die Verarbeitung des Lehmbaustoffs ist eine interessante und energiearme Bauart, wobei die menschliche Arbeitsleistung unberücksichtigt bleibt. Dabei schneidet gerade der Stoffkreislauf gut ab. Seine Vorteile bestehen darin, dass der Baustoff aus der auszuschachtenden Baugrube gewonnen wird. Der Lehm kann sowohl für die Wände, als auch für den Wandputz, für den Fußboden und für die Decken verwendet werden. Ob nun als Lehmweller-, Stampflehm- oder Lehmsteinbau (siehe Bild 2) mit beziehungsweise ohne Stroh oder anderen Beimengungen, es entsteht ein günstiges Raumklima. Dies wird durch die feuchteregulierende und wärmespeichernde Eigenschaft bestimmt.
In "Der Lehmbau" von Richard Niemeyer werden die alten Technologien dargestellt. Die Materialeigenschaften müssen vor der Verarbeitung gründlich untersucht werden. Den Boden aufgraben und Lehmsteine oder Wände herstellen, geht nicht ohne Weiteres. Erst mit hohem fachlichen Wissen und entsprechende Erfahrungen kann man ein Lehmgebäude fachmännisch errichten. Lehm ist nicht gleich Lehm! Zu fettiger oder magerer Lehm bringen ungünstige Verarbeitungs- und Gebrauchseigenschaften. In jüngster Zeit werden durch das Forschungslabor für experimentelles Bauen der Universität Gesamthochschule Kassel Arbeitshinweise für den Lehmbau erarbeitet. Durch die kurzen Hinweistexte und die anschaulichen Darstellungen kann man diese Technologie gut in die Praxis übertragen. Durch zahlreiche Produktanbieter werden Trockenlehmpulver, Lehmsteine und a. angeboten. Sicherlich eine gute Möglichkeit für die Sanierung, jedoch auch teuer.
Man muss immer beachten, dass der Lehmbaustoff nach alten Technologien verarbeitet wird. Diese weichen zum Teil sehr von den heutigen Verarbeitungsmethoden ab. Zu beachten ist auch, dass sich die Ansprüche und die Lebensgewohnheiten in den letzten 30 bis 40 Jahre wesentlich verändert haben. Früher hatte man keinen Wasseranschluss in der Wohnung beziehungsweise später nur in der Küche. Die Gefährdung des Lehmhauses durch Wasserschäden war nicht beziehungsweise höchstens durch ein undichtes Dach gegeben. Wenn man bedenkenlos diese Bauart und den Baustoff mit seinen spezifischen Eigenschaften in die heutige Nutzung einbezieht, so sind Probleme nicht vollständig auszuschließen. Mit dem Einzug der Wasserleitung, dem Bad und die Warmwasserheizung sind zusätzliche Gefährdungsquellen für das Lehmhaus entstanden. Lecktagen, Wasserdampf beim Duschen usw. können Lokal den Lehm anfeuchten. Eine Austrocknung ist sehr aufwendig und kompliziert. Gerade Strohlehm ist sehr empfänglich für holzzerstörende Pilze (siehe Bild 3).
Im folgenden Bild 4 wird eine Stampflehmwand gezeigt. Hier sind deutlich die einzelnen Schichten zu erkennen, die beim Einschalen entstanden sind.
Durch das hohe Wärmespeichervermögen des Lehmbaus treten allerdings auch andere Probleme auf. So tritt gerade im Fußbodenbereich an ungünstig gelegenen Wandflächen Tauwasser auf. Durch nachträgliche Änderungen der Heizung kann hier Abhilfe getroffen werden. Es werden einfach die Heizungsrohre (ohne Isolierung) für die Heizkörper an den Außenwänden entlang geführt. Damit wird der untere Wandabschnitt ausreichend temperiert. An warmen Tagen kommt es bei der Lüftung zu einem hohen Anstieg der Raumluftfeuchtigkeit, was sich erst nach einigen Tagen normalisiert.
Gerade bei den begutachteten Häusern konnte oft festgestellt werden, dass viele Stiele, Deckenbalken und die Dachkonstruktion im Splintbereich der Kiefer durch den Hausbock geschädigt sind. Die Holz konservierende Eigenschaft des Lehms mit seiner Gleichgewichtsfeuchte von 4,5 %, wie sie in einigen Veröffentlichungen als Argument benannt wird, ist nicht richtig benannt. Ziegelstein hat zum Beispiel eine Gleichgewichtsfeuchte von 1,5 % Volumen und müsste so eine wesentlich bessere konservierende Eigenschaft haben. Ausschlaggebend ist die Luftfeuchtigkeit, wo sich bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 55 bis 60 % eine Gleichgewichtsfeuchtigkeit im Holz von ca. 10-11 % einstellt. Lehm kann Feuchtigkeit aus der Raumluft aufnehmen, bis die Feinstkapillaren gefüllt sind (bis maximal 5 %!).[3] Das ist nur der Fall, wenn eine sehr hohle Luftfeuchtigkeit vorliegt. In der Regel liegt diese weit darunter, sodass man mit einer Raumluftfeuchtigkeit von 40 bis 50 % rechnet. Da maximal 5 % Feuchtigkeit aufgenommen wird, zählt der Lehm zu einem trockenen Baustoff und so zu der konservierenden Eigenschaft. Zwischen der Lehmausfachung und der Holzkonstruktion erfolgt ein ständiger Feuchtigkeitsaustausch, sodass bei guter Konstruktionsausführung keine holzzerstörende Pilze und nur bedingt ein Insektenbefall möglich ist. Als Ausfachungsmaterial bei Fachwerkbauten zeigen moderne Baustoffe im Außenwandbereich günstigere Eigenschaften, die in unterschiedlichen Studien, wie auch durch Dr. Künzel vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik, dargestellt werden. Neubauten aus Lehm dürften auch daher künftig eine untergeordnete Rolle spielen.
Die noch vor Jahren dargestellten Kostenersparnisse von 25 % galten für einfache Gebäude, wie Ställe. Da heute die Baukosten für den Rohbau bei 50 % liegen, dürften diese Kostenersparnisse wesentlich reduziert sein. Heute wird jeder Quadratmeter Grundstück, dünne Wände und jeder Tag Bauzeitverkürzung als Kostenfaktor bewertet. Die technologisch bedingten langen Bauzeiten wegen der Trocknung und der hohe körperliche Arbeitsaufwand wirken dem entgegen.
Der Neubau eines Lehmhauses ist also ein interessantes "Hobby" und sollte auch so betrachtet werden. (Zu beachten ist jedoch, dass erbrachte Eigenleistungen nicht gleich eine Kostenersparnis sein muss. In der gleichen Zeit kann man auf einem anderen Arbeitsgebiet wesentlich produktiver sein.)
Im nachfolgenden Beispiel Bild 5 und 6 wird ein saniertes Lehmhaus gezeigt. Während der Sanierung hat man eine Vielzahl von Baufehler begangen, die zum Einsturz der Lehmwand führten.
Es soll möglicherweise ein Wasserschaden vorgelegen haben. Zusätzlich oder auch alleinige Ursachen sind die verändere Deckenlast im ausgebauten Dachboden, nicht Berücksichtigung der Lastverteilung über dem neuen Fenster (fehlende oder zu kurze Fensterstürze), eventuell Vergrößerung der Fensternischen und der neue Außenputz, der eine ungenügende Feuchteregulierung zulässt. Es soll möglicherweise
Wird eine Lehmwand feucht, so verliert diese ihre Tragfähigkeit.
Bild 5: Zusammengebroche Stampflehmwand eines Wohnhauses. Ursache ist eine völlig falsche Sanierung.
Bild 6: Die Detailansicht der zusammengebrochenen Außenwand aus Stampflehm
In dem nachfolgenden Bilder 7 wird eine Mischbauweise (Lehm, Naturstein und Ziegelsteine) eines älteren Gebäudes in der Innenstadt von Berehove in Transkarpatien gezeigt.
In Zakarpats'ka, Ukraine sind noch sehr viele Lehmhäuser aus Lehmsteinen mit einer Mauerstärke von über 40 cm anzutreffen. Das nachfolgende Lehmgebäude (Bild 8) in Velyka Byihan (Zakarpats'ka, Ukraine) wurde 1975 errichtet.
Bei den nachfolgend ausgewählten Bildern (9 und 10) sieht man sehr gut das Mauerwerk aus Lehmsteinen. (Vynohradiv Raion, Zakarpats'ka, Ukraine)
Ein altes Lehmhaus in einer Seitenstraße der Prager Burg.
Die Baustoffe Lehm und Holz werden seit vielen Jahrhunderten gemeinsam in einer Wandkonstruktion verwendet. Das sind Bundwände, welche mit Lehmsteinen ausgefacht werden, oder die Lehmstakendecken. Beide Baustoffe regulieren gut die Raumluftfeuchtigkeit. Der Lehm hat ein großes Wärmespeichervermögen. Das führt an sehr warmen Sommertagen zu einem angenehmen Raumklima. Allerdings kommt es zur Erhöhung der Feuchtigkeit an der Wandoberfläche, wenn durch die Fenster wärmere Luft in die Räume einströmt. Durch den kleinen Wärmeeindringkoeffizienent von Holz bleibt die Wandoberfläche warm. Beide Baustoffe ergänzen sich sinnvoll durch ihre stofflichen Eigenschaften. Diese Konstruktion dürfte ein recht ausgeglichenes Raumklima ermöglichen, bezogen auf die Luftfeuchtigkeit und die Raumtemperatur. Diese Außenwandkonstruktion ist durch einen großen Dachüberhang vor Niederschlag zu schützen. Ebenso ist eine Schlagregenbeanspruchung zu beachten, was eine Schutzkonstruktion erfordert.[2] (Bild samodelych.ru)
Quelle:
[1] Niemeyer, Richard; Der Lehmbau und seine praktische Anwendung, 1946, ökobuch-reprint, S. 7
[2] samodelych.ru Tipp: Haus aus Holz und Lehm im Artikel https://samodelych.ru/blog/43334361741/20-idey,-kotoryie-pomogut-sdelat-vashu-dachu-eschyo-uyutnee!?utm_referrer=mirtesen.ru (20 идей, которые помогут сделать вашу дачу ещё уютнее!)
[3] Д. книжны люди; Кирпич Материал Дизйн конструкции, Аивр Яалто 2008, с. 9
[4] Boris Bojtschenko; über den Ursprung der Menschheit 6.1.2019, er bezieht sich auch auf Viktor Kandyba
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