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Gebäudeschäden durch Insekten und Pilze Teil II

Peter Rauch Veröffentlicht in ARCONIS 3/01 S. 26-29

Biologische Prozesse sind Bestandteile der natürlichen Stoffkreisläufe, die auch vor den Wohngebäuden und deren Ausstattung nicht Halt machen. Durch eine unzweckmäßige Konstruktion, Baustoffauswahl und Ausführungsfehler treten diese Probleme sowohl beim Neubau als auch bei der Sanierung auf. Eine Reihe dieser Schäden lässt sich im ersten Augenblick kaum oder nicht erkennen. Neben der Ausgasung von Lösungsmitteln aus Bau- und Werkstoffen kommen Schädlingsbekämpfungsmittel (Pyrethroide), Holzschutzmittel, Sporen und andere hinzu. Diese Belastungen des Menschen im Gebäude ist unter den Phänomenen Multiple Chemical Sensitivity (MCS), Sick-Building-Syndrom (SBS) und Chronic-Fatigue-Syndrom bekannt (C. Wolf). Dies kann zur erheblichen Einschränkung der Gebäudenutzung führen und das Gebäude selbst erheblich schädigen.
Eine wichtige Aufgabe ist es, den Stoffkreislauf so zu beeinflussen, dass die Gebäudeteile möglichst lange einer für den Menschen wirtschaftlichen Nutzung zur Verfügung stehen. Das kann durch die richtige Konstruktion und Werkstoffauswahl erreicht werden. Wenig geeignet ist die Aufwertung eines naturnahen Baustoffes durch chemische Konservierungsmittel, wenn statt dessen ein anderer unbelasteter Baustoff eingesetzt werden könnte.

Sanierung

Meistens sind ältere Mehrfamilienhäuser vom Echten Hausschwamm befallen. Erfahrungsgemäß gibt es Bereiche, wo Schäden an Holzkonstruktionen häufiger vorkommen können. Das ist in der Regel dort, wo Feuchtigkeit auftritt, wie an Gesimsbändern in Höhe der Deckenbalken, an Wetterseiten, bei Rohrdurchführungen, beim Balkenwechsel an Schornsteinen, bei Bädern mit Steinholzfußboden auf Holzbalkendecken und über Kellergewölben mit intensiv aufsteigender Feuchtigkeit.

Die Messung der Holzfeuchtigkeit einer Dielung zeigt den gegenwärtigen Feuchtegehalt an, jedoch nicht den der gesamten Nutzungszeit. So können auch verdeckte Schäden vorkommen, wo keine äußeren Merkmale erkennbar sind.

An einem Objekt waren die Sanierungsarbeiten fast beendet, als im Treppenhaus in der zweiten Etage bei Malerarbeiten der Deckenputz abfiel. Der Putzträger aus Stroh hielt nicht mehr. Weder an der Decke noch an der Dielung waren irgendwelche Ursachen erkennbar. Mitten auf einem Treppenpodest von zirka zwei Quadratmetern Fläche waren die Fehlbodenbretter und Deckenbalken mit dem Myzel des Echten Hausschwamms überzogen. Die angrenzenden Außen-WCs waren vollständig in Ordnung.

Der Schaden dürfte die Folge einer zu reichlichen Anwendung von Wischwasser sein. Bei einem anderen Beispiel betrug der Querschnitt eines Deckenbalkens nur noch 50 Prozent. Die Schüttung und die Dielung waren vollständig in Ordnung. Da die angrenzenden Deckenbalken alle unterschiedliche Abmessungen aufwiesen, liegt die Vermutung nah, dass auch vor 90 Jahren in Einzelfällen bereits alles eingebaut wurde, was gerade auf der Baustelle herumlag.

Jede Bestimmung eines Insekten- oder Pilzbefalls bedarf einer genauen Untersuchung des jeweiligen Standortes. Es ergeben sich so auch Unterschiede in der Sanierungsform und damit auch andere Kosten, die in vielen Fällen erst nach der Freilegung des Schadensbereiches bestimmbar sind. Oft sind jedoch die Spuren von holzzerstörenden Pilzen bereits durch Abbruchfirmen beseitigt worden. Auch bei der Freilegung der Deckenbalken durch den Auftraggeber sind oft wichtige Hinweise nicht mehr erkennbar, um Kosten zu sparen.

Vergessen wird bei Sanierungsarbeiten im Altbaubereich oft, dass Deckenbalken tragende Bauteile sind, bei denen auch ohne eine sichtbare Schädigung bereits die Abminderung ihrer Tragfähigkeit zu berücksichtigen ist. Das wird gut im Buch von Mönck [1] dargestellt. Jeder einzelne Deckenbalken sollte auf seine Funktionsfähigkeit geprüft werden. Bei einer Schädigung ist die zweckmäßigste Lösung einer Wiederherstellung der vollen Funktionsfähigkeit auszuwählen. Dazu muss klar die Ursache der Schädigung erkennbar und die spätere Nutzung des Raumes sowie der vorgesehene Fußbodenaufbau bekannt sein.

Gerade bei der heutigen Sanierung werden viele konstruktive Fehler eingebaut, die optisch nicht sichtbar aber um so wirkungsvoller sind. Neben der Schaffung von Wärmebrücken wird zum Beispiel die Lüftung der Dielung verschlossen, indem man die Fußbodenleisten entfernt und dichtschließenden Fußbodenbelag oder -platten aufbringt. In einer Erdgeschosswohnung in Lahr wurden die Dielenenden nach einer Putzausbesserung mit Gipsputz eingemauert, wodurch sich eine Holzfeuchtigkeit von rund 30 Prozent einstellte. Daraus entstanden erhebliche Schäden am Fußboden. Während Sanierungs- und Renovierungsarbeiten werden oft große Wassermengen eingebracht. Eine Holzfeuchtigkeit der Dielung von 40 - 50 Prozent ist dabei keine Seltenheit. Zur vollständigen Abtrocknung kommt es kaum.

In Satteldächern werden die Sparren, Pfetten, Stiele und Kopfbäder ständig mit Luft umspült. Oft werden diese Räume für Wohnzwecke ausgebaut. Die in der V DIN 4108 Teil 7 vorgesehenen Lösungen zur Herstellung der Fugendichtheit sind theoretisch möglich, aber praktisch gerade in komplizierten Eckbereichen nicht machbar. Hinzu kommt die Flankenübertragung, eine ungünstige Baustoffwahl und oft ungenügend qualifiziertes Ausführungspersonal. So werden beste Biotope für holzzerstörende Pilze zwischen den Dachsparren geschaffen.

Bei einem gerade einjährigen Einfamilienhaus, das begutachtet wurde, hätte ein Badeschwamm kaum mehr Wasser aufnehmen können, als die als Dämmmaterial vorgesehene Mineralwolle. Bereits ein Prozent Feuchtigkeit reduziert die Dämmwirkung der Mineralwolle auf rund die Hälfte. In diesem Fall wäre es günstiger gewesen, man hätte gar keine Dampfbremse eingebaut. In Abb. 5 fehlt nicht nur die Dämmung an der Giebelseite, zusätzlich ist die Dampfbremse mangelhaft angebracht. Diesen Schaden hatten etwa 30 Häuser, in den bereits bezogenen Häusern waren erhebliche Nacharbeiten erforderlich. In Abb. 4 (siehe Arconis 3/2001) fehlt die Wind-/Dampfbremse großflächig. Ein Ergebnis von Sparmaßnahmen, der Verzicht auf einen Bauleiter und eine unqualifizierte Ausführungsfirma sind hier die Ursachen. Gebäude mit Holzbalkenkonstruktion haben eine normative Nutzungsdauer von 80 Jahren. Sie können ohne Probleme - wie im Beispiel aus Oberösterreich berichtet - 600 Jahre alt werden.


Luftspalt zwischen Dachsparren
Abb. 5: Hier fehlt die Dämmung zwischen Giebelwand und Sparren; zur Tarnung der mangelhaft ausgeführten Dampfbremse wurde an den Sparren bündig zur Giebelwand ein Brett angeschlagen.

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