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Nachträgliche Wärmedämmung Fassade

Anfrage: Nachträgliche Wärmedämmung der Fassade

Anfrage vom 22.11.2006

Frage:Ich bin über Herrn Konrad Fischer www.konrad-fischer-info.de auf das Thema "Massivbau vs. WDVS" gestoßen.

Wir haben ein Haus Baujahr 1058 mit 24er Hohlblock und fragen uns, ob es sinn macht, eine weitere Ziegelwand (Dicke?) davor zumauern mit allen damit verbundenen Kosten (Streifenfundament etc.) oder leider doch auf ein WDVS wenigstens aus Holzweichfaser zu setzen.

Ein Neubau kommt leider aus Kostengründen nicht in Frage.
Würden Sie trotzdem zur Erhöhung der Wandstärke raten? Das wäre aber sicher NOCH teurer als ein WDVS, nicht wahr?

Ich habe gehört, dass eine 36,5 cm dicke Ziegelwand in etwa den erforderlichen k-Wert hat, also müsste ich ja mindestens eine 24er Ziegelwand vor meine 24er Hohlblockwand setzen, um die gesetzl. Normen zu erfüllen.

Antwort: Erst einmal kurz zur gesetzlichen Pflicht. Wenn der Gesetzgeber zu 100% Ihre nachträgliche Wärmedämmung bezahlen will, dann kann er auch Forderungen stellen. Da er aber nichts bezahlt, sondern Sie alles selbst finanziell zu tragen haben, müssen Sie auch selbst über Ihre Maßnahmen entsprechend Ihren finanziellen Möglichkeiten entscheiden. (Kredite verteuern die Maßnahme (vereinfacht) auf das Doppelte.
Zum energetischen Gesichtspunkt. Massive Gebäude aus der Gründerzeit mit 48er und weiter oben mit 36er Mauerwerk schneiden energetisch nicht so schlecht ab, wie es die Politik versucht allen einzureden. ....
Es geht eigentlich darum, dass man keine 17er oder 24 Kalksandsteinwand mit einer dicken Polystyrol-Dämmung baut. Mann könnte gleich vernünftig und richtig bauen.
Zu Ihrem Problem. Die Wände sind energetisch nicht besonders gut. Die Wände werden an der Innenseite werden im Winter doch sehr kalt und es ist ein hoher Wärmeenergiebedarf erforderlich.
Massives Mauerwerk hat dann den Vorteil, wenn es auch wenigstens von der Sonne beschienen wird. Ist es im Winterhalbjahr dunkel und scheint die Sonne nicht auf die Fassade, dann kann man auch eine Außendämmung anbringen. Die wirtschaftliche Dämmstoffdicke liegt bei 6-8 cm. Eine dickere Dämmung bringt keine Vorteile. Dies hängt damit zusammen, da der u-Wert keine Gerade ist, sondern eine Kurve (siehe BeitragEnergiebeschreibung). Um dann noch Einsparungen zu erzielen, muss überproportional ein großer Aufwand betrieben werden.
Eine weitere Möglichkeit ist das von innen ansetzen einer 10 cm Gasbetonwand. Es gibt hier gut dämmenden Gasbeton. Der Vorteil besteht darin, an der Fassade braucht nichts gemacht werden und es ist billiger. Man fängt in einem Raum an und kontrolliert den Erfolg und macht die anderen Räume später, wie man Zeit und Geld hat. (Steine nicht auf Dielung setzen, sondern diesen Holzrand entfernen.)
Ein hoher energetischer Gewinn ist durch die Dämmung nach oben (Dach bzw. Decke zum Boden) und etwas weniger nach unten (Keller), zu erzielen. Mit diesen Maßnahmen sollte man anfangen.

Frage: Ich hatte erst zu spät das Forum auf Ihrer Seite entdeckt, sonst hätte ich dort die Frage gestellt.
Trotzdem an dieser Stelle schon mal heißen Dank für die für den Laien gut verständlichen Erklärungen!!!!- es ist gut möglich, daß ich eine tel. oder email-Beratung benötigen werde, da unser Architekt in der Sache nicht so bewandert zu sein scheint oder einfach nicht so gern "unkonventionell" arbeitet/denkt. Er sieht die WDVS auch kritisch, aber nur unter dem Aspekt von Fassadenzerstörung durch Schimmel. Außerdem, so sagt er, hätte ich sowieso keine andere Alternative, da ich die ENEV UNBEDINGT einhalten müsse!!! Die Effektivität des WDVS zweifelt er dagegen nicht an und rechnet uns dies mit seiner Software vor, die bei verschiedenen Maueraufbauten die entspr. u-Werte ausspuckt. Aber nach Durchsicht Ihrer Homepage ist das ja nur EINE Seite der Medaille!

Gleichwohl sagt auch er, daß nur ca. 6-8 cm Dämmung wirtschaftlich seien und er auch am liebsten massiv mit Ziegel bauen würde (allerdings nur auf meine Nachfrage). Im Übrigen verdient er als Gutachter gutes Geld mit Schimmelgutachten, wie er selber sagt. Er hat sein altes Haus mit einem 5 cm Wärmedämmputz ausgestattet und ist "recht" zufrieden. Hat glaube ich auch 36,5er Wände mit Konvektionswärme. Vielleicht sollte er lieber auf Strahlung umsteigen, da ihm die Heizkosten "weglaufen" wie er sagt.

Einstweilen bitte noch eine Anschlußfrage:

Sie schlugen mir innen eine Schicht dämmenden Gasbeton vor. Aber die sinnvollste Maßnahme sollte doch wohl die Erhöhung der Speicherfähigkeit der Wand in unserem Falle sein, oder? Wäre da ein anderes Material nicht besser? Oder sollte man nur Ziegel oder Backstein nehmen (noch höhere Masse), wenn man eine Heizform hat, die auch in die Wände einspeichert, also eine Strahlungsheizung, und ansonsten lieber dämmen, wenn man Heizkörper hat? Die Sache mit der Speicherfähigkeit der Wand gilt doch für BEIDE Heizformen, wobei Strahlung wohl die wirtschaftlichere und angenehmere ist. Aber funktionieren mit einer Massivwand tun doch wohl beide?

Im Wohnzimmer/Eßzimmer haben wir bislang einen großen Grundofen, aber leider nur dort... Wo bringt eigentlich die Erhöhung der Masse am meisten für uns (innen vor den Hohlblock, da der Grundofen auch innen ist, aber leider nur im Wohnzimmer/Eßzimmer!!) oder außen vor den Hohlblock? Blöd, daß im ersteren Fall die Räume kleiner werden würden, ebenso würde das Treppenauge kleiner werden, da die Treppe an der Außenwand eingestemmt werden würde (dzt. ca. 90 Auftrittsbreite zzgl. Wangen).

Wir haben (leider) bereits neue Fenster einbauen lassen (Kunstoff-PVC) mit Dicht- und Kompribändern, die evtl. nochmals raus müssen. Gibt es ein Problem mit den dichten Fenstern, wenn wir

a) dämmen mit WDVS (müssen wir dann stoßlüften wie auf ihrer Seite beschrieben oder auch besser dann die Dichtungen rausschmeißen wie Herr Fischer fordert)
b) "dämmen" mittels Gasbeton oder anderen Material von innen oder von außen (Unterschied im raumklimatischen bzw. energetischen Ergebnis?)
c) NICHT dämmen (und alles lassen würden wie es ist), da hier die Wände unter Umständen kühler werden könnten als das super-dichte Fenster mit der möglichen Folge des Kondensatausfalls?

Sehen Sie die nachträgliche Erhöhung der Mauerstärke von außen als nicht sinnvoll oder lediglich als zu teuer im Vergleich zu der von Ihnen vorgeschlagenen Aufmauerung von innen an???

Was wäre bautechnisch die sinnvollste/erfolgreichste Variante, wenn Geld zunächst keine Rolle spielen würde? Ich hatte gedacht, ein schönes Mauerwerk von außen, um dem Haus eine schöne Fassade (Vorsprünge, Unterteilungen etc.) zu verleihen, wenn das finanzierbar wäre. Ob Sichtmauerwerk oder besser (um es zu schützen gegen Verwitterung) verputztes Mauerwerk, hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht.

Könnten Sie eine Beratung in Hanau (bei Frankfurt/Main) durchführen (falls Ortstermin notwendig werden würde), oder müßte man sich (da es zu weit entfernt ist) an einen fähigen Kollegen wenden? Können Sie eine Empfehlung aussprechen? Wenn nicht, wäre für uns wieder das Problem, diesmal einen "fähigen Kollegen" zu erkennen. Leider merkt man es erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.

So haben wir bereits alles Heizungsleitungen neu in den Wänden verlegt und Heizkörper drangehängt und nun festgestellt, daß Heizleistungen a la www.sancal.de o. ä. die bessere Variante gewesen wären. Also Heizkörper wieder rausschmeißen???

Wir möchten sicherlich nicht wieder alles rausreißen müssen (Heizkörper, Fliesen im Bad an der Fassadenseite), wenn es nichts bringt, aber wir möchten auch nachher ein gemütliches, schönes und vor allem durchdachtes Heim besitzen und uns nicht den Vorwurf machen, daß man manches besser DOCH noch mal hätte ändern sollen, auch wenn es zweimal Geld kostet!!!!!!! Denn dann ärgert man sich jahrzehntelang JEDEN TAG.

Antwort: Machen Sie sich mit Ihrem Haus nicht so viele Gedanken. Es ist ein älteres Haus und steht schon so lange, ohne dass es größere Probleme gegeben hat. Natürlich hat jede Ausführung seine Vor- und Nachteile und deshalb alles wieder zurück zu bauen ist nicht unbedingt erforderlich. Man muss sich nur darauf richtig einstellen und damit umgehen.

In Schweden werden Konstruktionen gewählt, die keine Wärme speichern, um so weiter man nach den Süden geht, wird in den dortigen Häusern die Solarenergie am Tag gespeichert. Dort ist die Temperaturschwankung zwischen Tag und Nacht sehr groß und wird durch die dicken Wände ausgeglichen. Wir befinden und da zwischen, sodass hier eine Kombination von beiden günstig ist. Dies hängt aber immer vom Standort ab. Dazu zwei Versuche

Solarer Wärmegewinn an einer Fassade und Solarer Wärmegewinn an einer Fassade Versuch 2
sowie "Bringt eine Wärmedämmung eine Energieeinsparung?"

Dort, wo keine solare Einstrahlung erfolgt, ist der Wärmegewinn durch die Sonne ohnehin nicht sehr groß, sodass hier auch eine Außenwärmedämmung ausreicht.
Günstig ist die hinterlüftete wärmegedämmte Fassade, dann mineralische Dämmung und am ungünstigsten Styropor.

Eine optimale Wandkonstruktion von Paul Bossert finden Sie bei mir im www.marktplatzderideen.de unter Produkte oder Lösungen.

In Ihrem Fall ist natürlich die vorgesetzte Außenwand die günstigste Variante, da die Hohlkammersteine in Bezug Wärmedämmung nicht so besonders gut sind.

Die Fenster sollten so etwa in der Mauermitte eingesetzt sein. Sie können sich den Beitrag Wärmebrücken ansehen.

Dichte Fenster erhöhen die relative Luftfeuchte um ca. 5-8%. Das muss nicht unbedingt zu einer Schimmelpilzbildung führen. (Bei Ihren kalten Wänden kann das durchaus passieren, da das Wasser nicht mehr an den Scheiben austaut.) Nach der Verbesserung der Dämmeigenschaft der Wände muss dies aber nicht sein. Sicherlich könnte das Entfernen eines Stücks der Lippendichtung nützlich sein. Man stellt ein Hygrometer auf und kontrolliert einfach die Luftfeuchte. Ist diese auf Dauer zu hoch, so nimmt man ein Stück heraus, bzw. lüftet eben ein oder zweimal mehr am Tag. Wichtig ist nur, dass man mit den neuen Fenstern etwas mehr lüften muss als vorher, da durch die Fugen ein etwas höherer kontinuierlicher Luftaustausch erfolgte.

Antwort von
Peter Rauch
Peter Rauch Ph.D.
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