Frage:
Wir sind als Fensterhandwerker (Wikipedia: Fensterhandwerker) spezialisiert auf die authentische Restaurierung historischer Fenster. Wir stehen seit 1999 auch den Denkmalbehörden am Baudenkmal vor Ort zur Seite. Trotz fachlicher Darlegung der unterschätzten Effizienz und Funktionsweise historischer Fenster erleben wir immer mehr die Kapitulation der Denkmalbehörden vor der "Effizienz- und Dämm-Lobby".
Das "KfW-Effizienzhaus Denkmal" ist zwar ein Versuch der Denkmalpflege zusammen mit der KfW, "den Druck von der Fassade zu nehmen". Doch die "Mindestanforderungen" an das historische Fenster, wie sie die z. Z. geschulten "Energieberater für Baudenkmale" für eine KfW-Förderung stellen, werden den Druck auf die noch verbliebenen historischen Fensterbestände nochmals erhöhen.
Hiermit schicken wir Ihnen zur Kenntnisnahme die Stellungnahme der Fensterhandwerker in Deutschland zur Erhaltung historischer Fensterbestände.
Die so genannte "energetische Ertüchtigung" von Baudenkmalen ist nur unter Bewahrung der Authentizität historischer Bauteile, wie Fenster, wahrhaftig denkmalgerecht.
Antwort:
Ich stimme Ihnen bei der Frage der energetischen Ertüchtigung überein. Das Fenster hat mehrere Funktionen. Das Fenster ist ein gestalterisches Element des Gebäudes. Wird diese verändert, so wird der gesamte Charakter des Gebäudes verändert. Bei unserem Nachbargebäude, welches unter Denkmalschutz steht, wurden die ohnehin kleinen Fenster durch Holzrahmen mit Isolierverglasung ersetzt. Die kleine Fläche der Glasscheibe wurde dadurch wesentlich reduziert, da die Rahmen größer sein müssen. Fenster machen bei einem normalen Gebäude ohnehin nur eine kleine Fläche aus. Bei Kastenfenster und einer Außenwandstärke von 38 cm Maurerwerk ist der etwas höhere Energieverlust vernachlässigbar. Die Kastenfenster sollten natürlich auch so dicht sein, dass kein Durchzug vorhanden ist, aber immer noch eine ausreichen unkontrollierte Lüftung vorhanden ist. Es muss unabhängig von Mieterverhalten (wenn er arbeitet, kann er nicht aller 2 Stunden lüften) ausreichend für einen Luftaustausch von mindestens 0,5 -h besser 0,8 -h sorgen. In den südlichen Ländern sind die Fenster ohnehin nicht so dicht. Würden diese dicht sein, würde es in den Häusern zu einer sehr hohen Konzentration an Schimmel und Bakterien kommen, da für das Wachstum bei den höheren Temperaturen und der Luftfeuchte optimale Bedingungen vorliegen. Isolierverglasung hat zum Teil einen besseren Dämmwert als die ungünstigsten Teile der Wandkonstruktion. An kalten Tagen kondensiert das Tauwasser nicht mehr an der Glasscheibe, sondern an der kühleren Wandfläche. An der Scheibe kann das Wasser ohne Probleme abgewischt werden. An der Wand erkennt man dies in der Regel erst bei einer Schimmelbildung. Ein Kastenfenster hat auch einen besseren Schalldämmwert.
All diese Faktoren werden von den Energieberatern, die meisten in einem Wochenendseminar geschult werden, nicht verstanden. Davon abgesehen, dass die Gesetzgebung und deren Umsetzer die Gesundheit der Bewohner überhaupt nicht interessiert. Wichtig ist die Erfüllung der Dämmung, koste, was es wolle. Ein Problem, da Viele nicht in der Lage sind die Gesamtheit zu erfassen. Wie zum Beispiele der grüne Zeitgeist will das Klima retten und verursacht durch die einseitige Betrachtung erhebliche wirtschaftliche und ökologische Schäden. Und auf die historischen Fenster zurückkommend, auch unsere kulturelle und historische Entwicklung wird systematisch vernichtet. Der Dämmstoffindustrie ist dies nicht wichtig. Sie verdienen mit der Umsetzung der EnEV augenblicklich sehr sehr viel Geld.
Antwort von
Peter Rauch Ph.D.
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